Das Rämibühl gehört seit fünfzig Jahren zu den grossen und wichtigen Kantonsschulen der Stadt Zürich. Die nach Plänen von Eduard Neuenschwander errichteten und 1970 bezogenen Bauten sind mehrheitlich in sehr gutem Zustand und weitgehend original erhalten. Die bezüglich ihrer Architektur und ihrem Freiraum einmalige Schulanlage ist bereits seit Ende der 1980er Jahre als überkommunal bedeutendes Denkmal geschützt.
In Anbetracht des sehr guten Zustands dieses Baudenkmals müssen aus unserer Sicht alle Sanierungsmassnahmen von einem hohen Respekt gegenüber dem Bestand geleitet sein. Oberste Priorität hat der Substanzerhalt in Verbindung mit dem Konzept der «Reparatur» vor dem des Ersatzes. Es gilt jede Massnahme sorgfältig zu planen und bezüglich ihrer Notwendig und Sinnhaftigkeit abzuwägen. Wir setzen uns die Maxime: So viel wie nötig, so wenig wie möglich. Die Strategie einer solchen Sanierung wäre dann weniger als Gesamtinstandsetzung, sondern vielmehr als Summe koordinierter Einzelmassnahmen zu bezeichnen. Vielleicht liesse sich daraus auch eine Umsetzung mit Modellcharakter ableiten, die einen nachhaltigen Umgang mit Denkmälern exemplifiziert: Statt intakte Bauteile vorzeitig aufzugeben nur weil einzelne versagen oder beschädigt sind, wird ein kontinuierlicher Unterhalt mit grösstmöglichem Erhalt von Originalsubstanz angestrebt – ganz im Sinne der ursprünglichen Strategie der Freiräume, welche als frühe Anlage der Naturgartenbewegung auf den sich stetig verändernden Sukzessionsprozessen basiert.
Da, wo bauliche Eingriffe unumgänglich sind, wird eine doppelte Strategie vorgeschlagen. Beim notwendigen Ersatz einzelner Bauteile – von Elementen der Fassade bis hin zu Oberflächen im Inneren – sollen alle Massnahmen konstruktiv und materiell dem Original weitgehend entsprechend ausgeführt werden, ohne dieses zu verfälschen: Weiterbauen lautet hier der Ansatz. Möglich wird dies durch das hohe Mass an Originalsubstanz und eine sehr gute Dokumentation des Bauwerks. Bei neuen Bauteilen sehen wir eine Gestaltung vor, welche sich bestmöglich in den Bestand integriert, dem architektonischen Charakter der Schulanlage folgt und diesen stärkt: Dieser Ansatz lautet folglich Weiterdenken. In beiden Fällen sehen wir die Rolle der Architekt:innen als Anwälte des Denkmals und nicht als Entwerfende, die nach einer Neuprägung streben.
Credits
Auftrag: Planerwahlverfahren mit Präqualifikation, 2023, 1. Preis
Ausführung: 2023–2030
Programm: Schule, Umbau und Sanierung
Bauherrschaft: Baudirektion Kanton Zürich
Architektur: BS+EMI Architektenpartner AG, Zürich
Zusammenarbeit: EMI Architekt*innen, Zürich
Mitarbeit Planerwahlverfahren: Peter Baumberger, Karin Stegmeier, Ron Edelaar, Elli Mosayebi, Christian Inderbitzin, Phillip Türich, Sara Lazarevic, Carmino Weber
Mitarbeit Ausführung: Peter Baumberger, Karin Stegmeier, Ron Edelaar, Christian Inderbitzin, Elli Mosayebi, Phillip Türich, Associates: Katrin Pfäffli, Charel Muller, Architektur: Phillip Bollinger, Basil Bründler, Lisa Kahl, Sara Lazarevic, Alexander Poulikakos, Bennet Scherrer, Pascal Steinmann
Generalplaner: ARGE BS+EMI Architektenpartner AG, Zürich und Hämmerle Partner AG, Zürich
Landschaftsarchitektur: mavo Landschaften GmbH, Zürich
Bauingenieur, HLKSE-Planung, Fassadenplanung, Brandschutzplanung, Bauphysik: EBP Schweiz AG, Zürich
Denkmalpflege: Prof. Dr. Silke Langenberg und Reto Wasser, ETH Zürich
Beratung: Dr. Claudia Moll, Zürich